Die Gemeinde- oder Kommunalpolizei


             Die Schutzmannschaft der Stadt Chemnitz im Jahr 1900




Pickelhaube der Chemnitzer Schutzmannschaft um 1900, auf dem aufgelegten großen Stadtwappen blickt der Löwe noch nach rechts während er in später verwendeten Stadtwappen nach links blickt.




Das Bild zeigt einen Wachtmeister der Schutzmannschaft der Stadt Chemnitz. Charakteristisch die Pickelhaube mit großem Stadtwappen und Schuppenkette. Der Beamte trägt ein langes Seitengewehr.




Epaulette für einen Wachtmeister der Chemnitzer Schutzmannschaft, auch auf dem hier aufgelegtem Wappen blickt der Löwe noch nach rechts.


Die Gemeindepolizeien entwickelten sich nach und nach, vor allem aus den durch die Gemeindebediensteten (z.B. Gemeindediener, Nachtwächter u.a.) zu erfüllenden Aufgaben. Auch die Anfang des 19. Jahrhunderts gegründeten Polizei-Ämter (z.B. Leipzig 1810) hatten zunächst meist wohlfahrtspolizeiliche Aufgaben zu erfüllen. So beschäftigte man sich z.B. in Dresden mit der Einführung einer nächtlichen Beleuchtung wie diese Leipzig bereits geschaffen hatte.

Für die Gemeindepolizei zeichnete meist der jeweilige Bürgermeister verantwortlich, Anstellungsbehörde war die Kommune.

Da auch für die Unterhaltung der Gemeindepolizei die jeweiligen Gemeinden verantwortlich waren gab es zunächst kaum Regelungen für eine Uniformierung. Von einer Einheitlichkeit ganz zu schweigen. Oft wurde aber bereits eine Bekleidung aus dunklem Tuch mit andersfarbigem Abzeichentuch getragen. Auch Abzeichen der jeweiligen Gemeinden wurden üblich. Seitens des Staates wurde lediglich dahingehend Einfluss genommen, dass die Uniformierung sich von der der Landespolizei und der Landgendarmerie deutlich unterscheiden musste.

Erstmals ab 1904 wurden verbindliche Regeln für die Uniformierung der Gemeindepolizei verfügt. Nur den beiden großen Städten Chemnitz und Leipzig, deren Uniformen bereits denen der staatlichen Polizei ähnelten, gestattete man Ausnahmen. Diese Regelungen wurden 1912 und 1921 nochmals konkretisiert.

Ab 1924 trug die Gemeindepolizei eine blau/grau Uniform nach dem Vorbild der staatlichen Polizei. Schulterstücke, Dienstgrade u.a. wurden angepasst. Im Unterschied zur Landespolizei (Wappen) und Landgendarmerie (LG) wurden auf den Schulterstücken der Gemeindepolizei die Anfangsbuchstaben der Gemeinde (Beispiel F - Freiberg) aufgelegt.




Obwohl anders vorgeschrieben, wurde in kleineren Gemeinden zunächst oft daran festgehalten, die Gemeindepolizeibeamten "durchzunummerieren", wie diese Schulterstücke mit der Auflage "3" zeigen.



Lediglich für die Städte Chemnitz und Leipzig gab es Ausnahmeregelungen. Die Polizeibeamten dieser Städte durften weiterhin eigene Polizeieffekte tragen. Im Bild Schulterstücke und Kragenspiegel für einen Oberkommissar der Stadtpolizei Leipzig um 1920.


Schulterstücke der Gemeindepolizei in der ab 1924 gültigen Ausführung. Mittig aufgelegt der Anfangsbuchstabe der anstellenden Kommune (hier F wie Freiberg), oben für einen Wachtmeister unten für einen Kommissar. Es handelt sich um ungetragene Herstellermuster in perfektem Erhaltungszustand.


Diese getragenen Schulterstücke für Wachtmeister (Hauptwachtmeister/Oberwachtmeister, Wachtmeister) der sächsischen Gemeindepolizei können wir bislang nur zum Teil zuordnen. Das linke wurde bei dem Stadtpolizeikorps Zschopau getragen. Für das rechts daneben kommen Kommunen mit den Anfangsbuchstaben HE (z.B. Heidenau,Hetzdorf,Hermsdorf usw.) in Frage. Das rechts daneben stammt von der Stadtpolizei Bautzen. Das nächste rechts von der Gemeindepolizei Cunnersdorf/Erzg.. Für das nächste kommen Kommunen mit dem Anfangsbuchstaben K (z.B. Klingenthal) in Frage. Das ganz rechte stammt von der Stadtpolizei Olbernhau. Für weitere konkrete Hinweise sind wir natürlich dankbar.

Die Uniform der staatlichen Polizei konnte ab 1930 getragen werden, an der Kopfbedeckung (Tschako, Mütze) das Gemeindewappen oder das sächsische National.


                     Die Schutzmannschaft des Polizeiamtes der Stadt Leipzig 




Helmauflage für Offiziere der Schutzmannschaft des Polizeiamtes der Stadt Leipzig. Wachtmeister trugen, ähnlich wie bei der Schutzmannschaft der Stadt Chemnitz, am Helm das große Stadtwappen.




Beamter der Stadtpolizei Leipzig. Das Foto entstand um 1910.




Helmauflage für Beamte der Stadtpolizei Hainichen. Bei vielen Kommunalpolizeien wurden Buchstaben auf schwarzer Lederplatte für den Helmstern verwendet.




Helmauflage für sächsische Gemeindepolizeien mit dem Anfangsbuchstabe "G". Eine genaue Zuordnung ist uns leider nicht möglich. In Frage kommen Kommunen mit dem Anfangsbuchstaben "G", die kein Wappen als Helmauflage trugen. Interessant ist, dass kein gotisches sondern ein deutsche "G" Verwendung fand.




Ein "G" als Monogramm ziert auch die Pickelhaube dieses sächsischen Kommunalbeamten. Auf den Schulterstücken ist eine Ziffer aufgelegt, das Bild dürfte um 1910 entstanden sein. Auch hier ist eine genaue Zuordnung leider nicht möglich.




Pickelhaube der Stadtpolizei Annaberg/Erzg.. Auf Stern aufgelegtes großes Stadtwappen auf grüner Lacklederscheibe.


Konvolut der Gemeindepolizei Cunnersdorf/Erzg., aus dem Nachlass von Polizeioberwachtmeister Adolf Ficker. Koppel mit goldfarbenem Koppelschloß, Dienstausweis, Kragenspiegel in blauer Ausführung der Kommunalpolizei, Schulterstücke mit der Auflage "C".




Nachlass von Polizeihauptwachtmeister Willy Preißler aus Olbernhau. Schulterstücke, Kragenspiegel, Kalender, eine Festschrift des Bundes Sächsischer Polizeibeamter sowie seine Dienstausweise, ausgestellt durch den Rat der Stadt Olbernhau.




Besonders interessant ist dieses Koppelschloss (Quelle: Privatsammlung) mit Polizeistern und dem Stadtwappen der Stadt Bautzen. Weitere Koppelschlösser mit Stadtwappen sind uns nicht bekannt. Vorschriftsgemäß trugen Angehörige der Stadt- und Gemeindepolizei das sächsische Polizeikoppelschloss in goldfarbener Ausführung.




Rechts ein Mützenabzeichen (Pompon) der sächsischen Gemeindepolizei in Form des sächsischen Nationals. Mützenabzeichen mit königlichem Wappen oder später mit Staatswappen duften an den Mützen der Gemeindepolizei nicht getragen werden. Alternativ waren Mützenabzeichen mit Stadt- bzw. Gemeindewappen erlaubt so wie (links) dieses Mützenabzeichen der Stadtpolizei Zittau.




Portepee/Troddel der sächischen Stadt- und Gemeindepolizei.




Mit der Einführung des einheitlichen, neuen Polizeitschakos M1928 wurde bei der Gemeindepolizei auch dieser gelbmetallene Stern ohne weitere Kennzeichnung eingeführt. Alternativ konnte mittig auch weiterhin das Stadt-/ bzw. Gemeindewappen verwendet werden.




Uniformierungsbeispiel für die Uniformierung der Gemeindepolizei nach 1933. Der Beamte trägt das sächsische Polizeitschako M1928 mit gelbmetallenem Stern ohne weitere Kennzeichnung und das Reichsnational. Am Koppel das einfarbige, demnach ebenfalls gelbmetallene, Koppelschloss der sächsischen Polizei. Die hell erscheinenden Kragenspiegel deuten darauf hin, dass die Umstellung zu blauen Effekten bereits erfolgt ist..




Auch dieser Beamte trägt den Tschako M 28 Die, im Gegenzug zum Uniformrock, hellen Effekten deuten darauf hin, dass die Umstellung zu den blauen Effekten tatsächlich vollzogen wurde. Offensichtlich liegt mittig im Stern ein Stadt- oder Gemeindewappen. Welches das ist, kann man leider nicht auflösen. Das Bild entstand in Zittau.




Im Jahr 1933, mit dem Beginn der Einführung reichseinheitlicher Effekten, wurde kornblumenblau als Effektenfarbe der Gemeindepolizei eingeführt. Die Knöpfe blieben gelbmetallen, das gelbmetallene Koppelschloss wurde einheitlich Vorschrift. Viele Kommunen stellte dies vor erhebliche Probleme weshalb die Einführung blauer Effekten nur äußerst zögerlich geschah. Im Bild Kragenspiegel sowie Schulterstücke für einen Oberkommissar, einen Inspektor und einen Oberinspektor (v.l.n.r.).


Uniformierungsbeispiele



Eine frühe Uniformierung der Schutzmannschaft der Stadt Chemnitz zeigt uns dieser Beamte. Er trägt einen zweireihigen Rock nach österreichischem Vorbild mit Dienstgradabzeichen am Kragen, ebenso nach österreichischem Vorbild. Im sächsischen Militär wurden derartige Dienstrangabzeichen nur bis ca. 1870 getragen. Das Bild entstand vor 1900.


Das sich Kommunen nicht immer an geltende Vorschriften hielten und vorhandene, alte Uniformstücke lange aufgetragen wurden, zeigt dieses Bild eines Wachtmeisters der Stadtpolizei Frohburg. Noch immer trägt er Kragendistinktionen nach österreichischem Vorbild an einem abgetragenen Uniformrock. An der Gemeindepolizeimütze ein entnobiliertes, sächsisches Mützenabzeichen. Das Bild entstand erst 1935.


Christian Fürchtegott Weber, Polizeibeamter in Raschau/Erzg. Das Bild entstand anläßlich seines Geburtstages im Jahre 1894. Besonders interessant ist neben der Uniformierung die Polizeipickelhaube mit aufgelegtem Gemeindewappen.




Dieses Bild zeigt einen Beamten der Stadtpolizei Kamenz. Auf dem Schulterstück liegt die Ziffer drei. Der Beamte trägt Kragendiskintionen nach österreichischem Vorbild. Auf der Pickelhaube liegt das Kamenzer Stadtwappen. Das Bild entstand wahscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts.




Dieser Beamte zeigt sich in der typischen Uniformierung eines Wachtmeisters um 1910. Interessanterweise liegt auf den Schulterstücken der lateinische Buchstabe "L" obwohl Ziffern üblich waren. Das Emblem auf der Pickelhaube lässt sich leider nicht auflösen. Das Bild enstand in Lunzenau.


Kreisobergendarm der Plauener Schutzmannschaft um 1900



Polizeiwachtmeister Paul Günther von der Stadtpolizei der Stadt Zschopau. Das Bild entstand um 1920 und zeigt Paul Günther in der Uniform der Stadtpolizei mit der Ziffer "1" auf dem Schulterstück. Die Polizeipickelhaube trägt das Zschopauer Stadtwappen.




Auch dieser Polizeibeamte trägt eine Pickelhaube mit Stadtwappen. Auf den Schulterstücken liegt die Ziffer 1.




Hier ist der Buchstabe "H" auf den Schulterstücken dieses Oberwachtmeisters deutlich zu erkennen. Zuordnen können wir auch diese Schulterstücke nicht genau.


Polizeihauptwachtmeister Fritz Seidel trägt hier schon die Uniform nach Vorbild der Landespolizei. Auf den Schulterstücken liegen mittig die Buchstaben "SE" - die wir bislang leider keiner Gemeinde zuordnen konnten.


Hauptwachtmeister Albin Feig im Jahr 1925. Albin Feig trägt die ab 1924 gültige Uniform nach dem Vorbild der Landespolizei. Auf den Schulterstücken liegt mittig ein "M" - für die Anstellungsbehörde, die Gemeinde Mauersberg bei Marienberg/Erzg.




Portraitaufnahme eines Hauptmannes der sächsischen Gemeindepolizei. An der Polizeimütze ein Mützenabzeichen mit Stadtwappen.


Offenbar eine sogenannte Eigenums-/ oder Schneideruniform trägt dieser Polizeibeamte, wahrscheinlich anlässlich seiner Silberhochzeit. Besonders interessant ist die Polizeimütze mit schrägem Dach und Mützenabzeichen mit Stadtwappen. Auf den Schulterstücken gibt es keine Auflagen.




Auch dieser Beamte der Stadtpolizei Zwickau trägt zu seiner Hochzeit im Jahr 1926 eine Eigentumsuniform.



Deutlich zu erkennen ist der Buchstabe "E" auf den Schulterstücken dieses Oberwachtmeisters. Zuordnen können wir auch diese Schulterstücke nicht genau. Das Mützenabzeichen ziert das grün/weiße sächsischen National.




Dieses Bild zeigt den Schutzmann den Max Weise aus Großröhrsdorf offenbar in seinem Garten. Das Bild entstand 1912/13.




Dieses Bild zeigt deutlich, dass geltende Vorschriften nur bedingt eingehalten wurden. So trägt dieser Kommunalpolizeibeamte an der Mütze das Königlich Sächsische Mützenabzeichen. Auf den Schulterstücken liegt die Ziffer 10. Es muss sich also um einen Angehörigen einer größeren Schutzmannschaft handeln.




Bei größeren Kommunalpolizeien (Leipzig, Chemnitz, Plauen, Zwickau usw.) war es durchaus üblich, berittene Beamte einzusetzen.






Besonders interessant ist dieses Bild, das in Crimmitschau aufgenommen wurde. Der Beamte trägt außergewöhnlicherweise eine umgearbeitete Artilleriepickelhaube auf der ein Stern mit Gemeindewappen liegt. Genau kann man das Wappen nicht auflösen, es könnte das Wappen der Gemeinde Gersdorf sein, die nach Crimmitschau eingemeindet wurde. Das Bild ist mit 31.07.1908 datiert, wahrscheinlich aber eher entstanden.

Arthur Stimpel - eine Zschopauer Polizeigeschichte

In der Zeitschrift "Die Sächsische Polizei" Nr. 23 vom 10.12.1926 erscheint nachfolgende Stellenanzeige


Auf die Stellenanzeige bewirbt sich der aus Döbeln stammende, 25´ jährige Polizeiwachtmeister Arthur Stimpel. Stimpel verrichtet seinen Dienst zu der Zeit bei der 1. Bereitschaft der sächsischen Polizei in Dresden. Vom 26.11.1923 bis zum 27.05.1924 hat er die Polizeischule Meißen absolviert, am 01.12.1924 wurde Arthur Stimpel zum Polizeiunterwachtmeister befördert. Seit dem 01.06.1928 führt Stimpel die Dienstbezeichnung Polizeiwachtmeister.

Nach Prüfung aller eingereichter Unterlagen stimmt der Stadtrat zu Zschopau der Anstellung Stimpels zu. Seine Anstellung zur Probe beginnt am 01. April 1929. Am 06.04.1929 wird Stimpel durch den damaligen Zschopauer Bürgermeister Dr. Schneider vereidigt, die Anstellung wird öffentlich bekannt gemacht.

Die Probezeit Stimpels endet am 30.09.1929, von da an ist Stimpel bei der Stadt Zschopau mit vierteljähriger Kündgungsfrist angestellt.

Arthur Stimpel in der Uniform der Zschopauer Polizei. Auf den Schulterstücken des Oberwachtmeisters liegt mittig ein "Z" für die Anstellungsbehörde, die Stadt Zschopau.

Schulterstücke eines Hauptwachtmeisters der Stadtpolizei Zschopau mit dem mittig aufgelegtem Buchstaben "Z".



Die Zschopauer Polizei im Jahr 1929. Stehend v.l.n.r. Curt Benndorf, Paul Günther, Arthur Stimpel und Guido Meißner. Sitzend v.l.n.r. Richard Feig, Martin Löser und Willi Schmiedecke.

                                                                                             Stimpel auf Streifengang im Zschopauer Stadtgebiet, auf dem Weg durch die Anlagen, in Richtung "Kaisersaal" im Jahr 1931. Stimpel trägt hier bereits den neu eingeführten sächsischen Polizeitschako.


Mit dieser Bestallungsurkunde bestätigt die Stadt Zschopau Stimpels Anstellung zum 01.04.1929 nochmals am 17.01.1933. Ab dem 01.08.1935 ist Arthur Stimpel als Polizeihauptwachtmeister unkündbar angestellt.